Was ist Social Anxiety Disorder (SAD)?
Hast Du Angst vor sozialen Situationen? In diesem Artikel erfährst Du alles über soziale Angst (auch: soziale Phobie genannt) und was Traumata damit zu tun haben können.
Das medizinische Wissenschaftsjournal Cureus (2022) definiert soziale Angst / SAD als eine Beeinträchtigung der mentalen Gesundheit, die sich durch Angst vor sozialen Situationen und Bewertung auszeichnet.
Verwandt damit ist dem Magazin zufolge Schüchternheit, die sich jedoch eher durch Besorgnis, Anspannung oder Unbeholfenheit bei unbekannten Personen und Orten äußert.
Symptome von SAD und Schüchternheit ähneln sich jedoch zum Teil.
Die Symptome können NIMH zufolge sein:
- Herzpochen
- Schwindel
- Schwierigkeiten mit Augenkontakt
- Gedankenrasen
- Wochen- oder tagelange Furcht vor einer Situation
- Nervöser Magen
- Vermeidungsstrategien
Die Symptome können auch dann auftreten, wenn keine direkte soziale Interaktion involviert ist und gehen einher mit Sorge vor Erniedrigung, Zurückweisung und Verurteilung.
Typische Situationen, die soziale Angst oder soziale Phobie auslösen können Medline Plus zufolge sein:
- Parties und andere Events
- Neue Menschen kennenlernen
- Sprechen in der Öffentlichkeit
- Gespräche mit Kassierer*innen und Kellner*innen
- Essen und trinken in der Öffentlichkeit
- Öffentliche Toiletten
- Telefonanrufe
- Dating
- Bewerbungsgespräche
- Situationen in der Schule und im Studium
Trauma als Ursache von SAD
Trauma zeichnet sich dadurch aus, dass etwas zuviel war, etwas gefehlt hat und Grenzen verletzt wurden. Traumatisierte bleiben in Traumafolgereaktionen wie Fight Flight und/oder Freeze stecken – und damit geht oft Hyper- oder Hypoarousal einher oft begleitet von Angst und/oder Scham. Unter anderem bei den folgenden Formen von Trauma wurde ein Zusammenhang mit SAD festgestellt:
SAD & queeres Trauma
Wenn Du als queere Person durch das Schulsystem, das Gesundheitssystem oder durch die Familie Traumatisierungen davongetragen hast, heißt diese Form des Traumas „Systemisches Trauma“ und bezeichnet ein durch gesellschaftliche Institutionen herbeigeführtes Trauma. Queere Menschen erleben häufig Minority Stress durch Diskriminierung und Stigmatisierung.
Diverse Studien belegen eine höhere Ausprägung von SAD bei sexuellen Minderheiten (Mahon et al., 2021) – bzw. eine höhere Ausprägung von Einsamkeit bei sexuellen Minderheiten – wie Studies aus Kanada, den USA, Großbritannien, den Niederlanden und Australien zeigen. Lim et al (2016) wiesen einen Zusammenhang zwischen SAD und späterer Einsamkeit nach. Als Gründe für soziale Isolation werden unter anderem seltenerer Kontakt mit der Familie und häufigere Kinderlosigkeit genannt.
SAD & Entwicklungstrauma
Traumatische Phasen in Kindheit und Jugend werden als Entwicklungstrauma bezeichnet. In einer Studie unter 102 Erwachsnen – von denen 76 die Kriterien von SAD erfüllten – 51 davon mit Kindheitstrauma haben Bruijnen et al (2019) erstmalig untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen SAD und Kindheitstrauma gibt und eine Korrelation zwischen der Intensität des Kindheitstraumas und der Wahrscheinlichkeit einer späteren SAD festgestellt.
SAD & Kollektives Trauma (Pandemie)
Kollektives Trauma bezeichnet die Traumatisierung einer ganzen Gesellschaft – wie das zum Beispiel durch die COVID-19-Pandemie der Fall war.
Kindred (2023) hat den Zusammenhang zwischen sozialer Angst und COVID-19 untersucht und stellen fest, dass es 25,6% mehr SAD als vor der Pandemie gibt. Ihm zufolge scheint die Studienlage zum Teil darauf hinzuweisen, dass SAD bei Jugendlichen in der Pandemie erhöht war – und von geografischen Faktoren abhing.
Einflussfaktoren auf soziale Angst waren ihm zufoöge:
– Positiver SARS-CoV-2-Test
– Maladaptive Bewältigungsstile
– Sozio-emotionale Gesundheit
– Schlechte Unterstützungsnetzwerke
SAD & PTSD / Schocktrauma
Auch bei anderen Arten von Traumata / PTSD (post-traumatischer Belastungsstörung) kann SAD als Folge auftreten – wie McMilian & Asmundson (2016) mit einer Datenanalyse einer groß-angelegten Befragung unter über 34000 Befragten aus der US-Bevölkerung feststellten und den Zusammenhang zwischen SAD und 33 verschiedenen traumatischen Ereignissen analysierten.
Mc Millian (2014) wies in einer explorativen Studie zudem einen Zusammenhang zwischen SAD und der Stärke der Symptome einer PTSD nach.
Soziale Angst überwinden – Somatic Experiencing
Somatic Experiencing ist eine körper-orientierte trauma-therapeutische Methode, die darauf abzielt, traumatische Erfahrungen zu verarbeiten und das Nervensystem zu beruhigen. Durch gezielte Aufmerksamkeit auf körperliche Empfindungen und die Integration von Bewegung und Emotionen kann Somatic Experiencing helfen, die Energie, die durch traumatische Erlebnisse im Körper gebunden ist, zu entladen und zu regulieren. Es unterstützt den Aufbau von Sicherheit und Vertrauen in sozialen Situationen.
Angst Therapie Ego State
Auch Ego State Therapie ist eine effektive Methode zur Behandlung sozialer Ängste. Durch die Arbeit mit verschiedenen Persönlichkeitsaspekten, den sogenannten Ego States, können traumatische Erfahrungen ebenso wie belastende Emotionen bearbeitet und aufgelöst werden.
Traumatherapie & Coaching in Kreuzberg
Buche einen Termin online
Weitere Kontaktmöglichkeiten: