Fight Flight Freeze und Fawn sind die typischen Traumafolge-Reaktionen.
Im Artikel „systemisches Trauma“ wurde als ein Merkmal beschrieben, dass es eine dominante Gruppe gibt, die bestimmt, was „normal“ ist.
Angenommen, Du gehörst nicht zu dieser dominanten Gruppe – sondern wurdest von ihr in verschiedenen gesellschaftlichen Sub-Systemen von ihr benachteiligt, ausgegrenzt, diskriminiert und marginalisiert – weil Du in ihren Augen nicht „normal“ bist. Auf welche unterschiedlichen Weisen kann es sich dann bei Dir bemerkbar machen, wenn Du in den Traumafolgereaktionen „bei Dir bemerkbar machen“stecken bleibst“?
FIGHT:
- Kampf gegen die dominante Gruppe als Verursacher Deines Traumas: Du verhältst Dich aggressiv oder gereizt gegenüber Mitgliedern der dominanten Gruppe. Du beginnst, als Aktivist*in oder Politiker*in gegen die dominante Gruppe zu kämpfen. Du versuchst, stets besser als die dominanten Gruppe zu sein (s. Perfektionismus)
- Kampf gegen Aspekte im Zusammenhang mit Deinem Trauma: Du verhältst Dich aggressiv nicht gegenüber der dominanten Gruppe, sondern gegenüber anderen Aspekten, mit denen Dein Trauma gekoppelt ist – möglicherweise auch gegen das, was nach Ansicht der dominanten Gruppe „nicht normal“ ist – vielleicht aus dem Wunsch heraus, dadurch auch zur dominanten Gruppe zu gehören. Oder auch gegen die durch das Trauma erlebte Hilflosigkeit – indem Du Dir und anderen z.B. kontinuierlich beweist, dass Du stark und erfolgreich bist.
- Kampf gegen Dich selber: Du entwickelst Wut, Verachtung oder Haß auf Dich selbst oder das, was an Dir angeblich „nicht normal“ ist (oft gekoppelt mit Freeze Response in Form von Scham).
FLIGHT:
- Flucht vor der dominanten Gruppe: Du gehst der dominanten Gruppe aus dem Weg. Du versuchst, nicht aufzufallen, um nicht ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu geraten und so erneute traumatisierende Ereignisse zu vermeiden. Du ziehst Dich zurück.
- Flucht gegen Aspekte im Zusammenhang mit Deinem Trauma: Du wurdest von der dominanten Gruppe z.B. an einem bestimmten Ort diskriminiert – und meidest daher diesen Ort. Oder Du meidest nicht die dominanten Gruppe, sondern diejenigen, die diese als „nicht normal“ tituliert. Oder Du entwickelst generelle Bindungsthemen.
- Flucht vor den eigenen Emotionen / aus dem eigenen Körper: Um den Schmerz des Traumas / die Angst / die Scham nicht spüren zu müssen, entwickelst Du Überlebensstrategien, um vor schmerzhaften Emotionen zu fliehen – z.B. ein ausgeprägtes Analyse-Verhalten. andauernde Beschäftigung, Sport, Abhängigkeiten o.ä..
FREEZE:
- Einfrieren vor den Verursacher*innen ihres Traumas: Du gerätst z.B. in Verstockung, wirst rot oder dissoziierst, wenn Du auf Mitglieder der dominanten Gruppe triffst.
- Einfrieren gegen Aspekte im Zusammenhang mit Deinem Trauma: Andere Aspekten in Zusammenhang mit dem Trauma triggern eine Freeze Response bei Dir.
- Einfrieren im Körper: Du leidest unter situativer oder andauernder Immobilität, Depressionen, Verspannungen, Dissoziationen, Ohnmachtsgefühlen.
FAWN RESPONSE (s. hier)
- Unterwürfigkeit gegenüber den Verursacher*innen ihres Traumas: Du bist übermäßig freundlich, schlägst keine Wunsch ab, betreibst „people pleasing“, wenn Du auf Mitglieder der dominanten Gruppe triffst.
- Unterwürfigkeit gegenüber anderen Aspekten im Zusammenhang mit Deinem Trauma: Deine Fawn Response macht sich nicht gegenüber der dominanten Gruppe bemerkbar (z.B. weil Du ihr gegenüber in einer FLIGHT Response steckst) – sondern gegenüber anderen Gruppen – um in diesen sicher vor der dominanten Gruppe zu sein.
Was ist das Problem an Traumafolge-Rektionen?
Obwohl die Liste lang geworden ist, ist sie lange noch nicht vollständig. Fight, Flight und Freeze Traumreaktionen können sich noch auf viele weitere Weisen zeigen.
Die Traumafolgen müssen von Betroffenen nicht immer als belastend wahrgenommen werden – einige leben gut damit – und sind zum Beispiel eher stolz auf ihren Perfektionismus.
Wenn Du in Traumafolgen verharrst, wirkt das jedoch auf unser autonomes Nervensystem – bei jemandem mit einer chronischen Fight oder Flight Response feuert der Sympathikus – ein zur Ruhe kommen ist nicht möglich. Oder eine dominierende Freeze-Response macht sich als Antriebslosigkeit oder gar Depression bemerkbar machen. Beide Zustände von Hyperarousal oder Hypoarousal verursachen Streß im Nervensystem (s. auch Minority Stress). Die Resilienz sinkt. Unter Umständen wird zu Hilfsmittel wie Drogen gegriffen, um das Nervensystem irgendwie zu regulieren – was weiteren Streß verursacht.
Therapie bei Fight Flight Freeze Fawn:
Somatic Experiencing ist bei Traumafolgen deswegen gut geeignet, weil Trauma und daraus resultierende Traumafolgen behutsam aufgelöst werden – und über das Gefühl der Sicherheit wieder Verbindung zum eigenen Körper und den eigene Emotionen schafft.
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Weitere Kontaktmöglichkeiten:
2 Antworten auf „Fight Flight Freeze & Fawn bei systemischen Trauma“
[…] Unser System fühlt sich aufgrund des Traumas nicht mehr sicher – und verharrt im Fight, Flight oder Freeze Response – ohne, dass es uns unter Umständen bewußt ist, dass wir traumatisiert […]
[…] States können sowohl in einer Fight, Flight und Freeze Response stecken – ebenso wie unser System dem Ego State gegenüber eine Fight, Flight und […]