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Trauma – Vortex und Countervortex

Traumavortex & Countervortexbeschreiben den Sog eines Traumas.

Der Traumavortex im Flußmodell nach Peter Levine. Bildquelle: Juho Luomala https://unsplash.com/de/fotos/ein-fluss-im-wald-ABe66jv96WU

Das Lebensstrom-Modell

Die Dynamik eines Traumas und der durch das Trauma ausgelösten Zustände des autonomen Nervensystems kann ziemlich stark sein. Trauma geht oft mit unangenehmen Emotionen wie Angst und Scham einher, die durch Dinge getriggert werden können, die mit dem Trauma assoziiert sind. In Somatic Experiencing wird diese Trauma-Dynamik „Vortex“ genannt.

Dr. Peter A. Levine, Biophysiker und Psychologe hat als Basis seiner Traumatherapiemethode in einem seiner Modelle das Life Stream Model bzw. Flussmodell entwickelt. In diesem nutzt er das BIld eines Lebenstroms, den wir im Laufe unseres Lebens entlangschwimmen. In diesem Fluss fühlen wir uns lebendig und sind flexibel genug, kleine Hindernisse und Gefahren können wir umschwimmen. Wir befinden uns „im Flow“, im Hier und jetzt – auch wenn die Strömung mal stärker wird.

Der Traumavortex

Bei einem Trauma entsteht ein Strudel am einen Uferrand mit einem starken Sog. Wasser tritt über die Flussufer (welches unsere Grenzen symbolisiert, die durch das traumatische Erlebnis verletzt wurden). Wir bleiben in dem Trauma stecken – indem wir entweder in den Traumafolge-Reaktionen Fight, Flight, Freeze oder Fawn verharren. Das macht sich z.B. bemerkbar in Form von Hyper- oder Hypoarousal (z.B. auch in Form von Flashbacks oder Dissoziation), Ohnmacht, Hilflosigkeit und Scham.

Der Countervortex

Am anderen Ufer des Lebensstroms gibt es dem Modell zufolge einen weiteren Strudel, welcher die dem Traumavortex entgegengesetzte, heilende Kraft symbolisiert. Dieser Strudel wird Countervortex genannt. Ist der Traumavortex begleitet von Hypoarousal, bringt der Countervortex Lebendigkeit. Ist der Traumavortex dagegen von Hyperarousal begleitet, bringt der Countervortex Entspannung. Dieser Countervortex kann als natürliche Reaktion unseres autonomen Nervensystems auf ein Trauma gesehen werden.

Auch der Countervortex hat einen starken Sog. Er ist zwar ressourcenreich – ein Verharren im Countervortex bringt uns nicht weiter im Lebensstrom. Wird der Sog zu stark, folgt eine Zusammenbruch unseres autonomen Nervensystems und wir landen wieder im Traumavortex.

Für viele trans* Personen mit systemischen Trauma mag Kim Petras wie ein Countervortex wirken. Für viele Schwule Jugendliche in den 90ern war es Madonna. Beide Künstler*innen bieten eine Perspektive raus aus dem Traumavortex, indem sie vorleben, dass Geschlechts- und sexuelle Identitäten nicht sind, dass jemand verstecken muss. Ihre Texte bieten Identifikationspotential und schaffen so etwas wie Zugehörigkeit – auch zur Fanbase. Einige mögen sie inspirieren, ebenfalls Musik und / oder Kunst zu machen – was ebenfalls als Countervortex dienen kann. Dass auch der Countervortex eines Sog haben kann, zeigen z.B. Fans, die sich überschulden, um zu allen Konzerten fahren zu können.

Ein Beispiel für den Countervortex: Weil in der Schulzeit Dir jemand das Gefühl gegeben hat, nicht gut genug zu sein (Traumavortex), entwickelst Du eine Besessenheit, stets besser, kreativer oder attraktiver als alle anderen zu sein (Countervortex).

Somatic Experiencing – pendeln zwischen Vortex und Countervortex

Die Traumatherapie Somatic Experiencing pendelt behutsam zwischen den Zuständen des Vortext und Traumavortex hin und her, damit angestaute Energie aus den Traumareaktionen (Fight, Flight und Freeze) sich entladen können – ohne das autonome Nervensystem zu überlasten oder dem Sog eines der Strudel zu verfallen. Das autonome Nervensystem lernt wieder sich selbst regulieren, die Grenz werden wieder hergestellt und die Resilienz gesteigert – so dass es weiter gehen kann im Fluss des Lebens.

Somatic Experiencing - pendeln zwischen Vortex und Countervortex und das Trauma überwinden Bildquelle: Roberto Nickson https://unsplash.com/de/fotos/frau-im-bikini-die-auf-felsen-mit-blick-auf-das-meer-steht-asvOUhx84O8

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Von mvandeloo

Ich bin Somatic Experiencing Practitioner und Heilpraktiker für Psychotherapie in Berlin Kreuzberg und biete Traumatherapie, Ego State Therapie, EMDR und therapeutisches Schreiben an.

3 Antworten auf „Trauma – Vortex und Countervortex“

[…] In den oben beschriebenen durch Trauma verursachte Zustände feuern Sympathikus und/oder der dorsale Vagus so stark, dass der ventrale Vagus nicht mehr zum Zuge kommen kann. Dieser Teil des autonomen Nervensystems ist der Polyvagal-Theorie des amerikanischer Psychiaters und Neurowissenschaftlers Stephen Porges zufolge unter anderem für Sicherheit, Geborgenheit, Entspannung, Spaß und soziale Interaktion zuständig. Somatic Experiencing ist eine Körpertherapie und körper-orientierte Traumatherapie, die versucht, diesen Teil des autonomen Nervensystems wieder zum Zuge kommen zu lassen – indem im Körper gespeicherte Energie entladen wird. Wie das funktioniert, wird durch Peter Levines Lebensstrom-Modell verdeutlicht. […]

[…] Mein Lieblingstherapie-Ansatz Somatic Experiencing bezieht das gesamte autonome Nervensystem mit ein und legt den Fokus auf das körperliche Erleben – weil Traumata sich auf den gesamten Organismus auswirken. Denken wir mit einbezogen – aber ebenso Körperempfindungen, Emotionen, Bewegungen und innere Bilder. Ziel ist es, die Selbstregulation des autonomen Nervensystems zu unterstützen – so daß Patient*innen aus Zuständen des trauma-induzierten Hyperarousal oder Hypoarousal wieder im hier und jetzt leben und wieder Lebendigkeit, Spaß, Social Engagement möglich sind. Das geschieht über die Traumaneuverhandlung. […]

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