Trauma: Vortex und Countervortex

Das Lebens­strom-Modell

Die Dynamik eines Traumas und der durch das Trauma ausgelösten Zustände des autonomen Nervensystems kann ziemlich stark sein. Trauma geht oft mit unangenehmen Emotionen wie Angst und Scham einher, die durch Dinge getriggert werden können, die mit dem Trauma assoziiert sind. In Somatic Experiencing wird diese Trauma-Dynamik „Vortex“ genannt.

Dr. Peter A. Levine, Biophysiker und Psychologe hat als Basis seiner Traumatherapiemethode in einem seiner Modelle das Life Stream Model bzw. Flussmodell entwickelt. In diesem nutzt er das BIld eines Lebenstroms, den wir im Laufe unseres Lebens entlangschwimmen. In diesem Fluss fühlen wir uns lebendig und sind flexibel genug, kleine Hindernisse und Gefahren können wir umschwimmen. Wir befinden uns „im Flow“, im Hier und jetzt – auch wenn die Strömung mal stärker wird.

Der Trauma­vortex

Bei einem Trauma entsteht ein Strudel am einen Uferrand mit einem starken Sog. Wasser tritt über die Flussufer (welches unsere Grenzen symbolisiert, die durch das traumatische Erlebnis verletzt wurden). Wir bleiben in dem Trauma stecken – indem wir entweder in den Traumafolge-Reaktionen Fight, Flight, Freeze oder Fawn verharren. Das macht sich z.B. bemerkbar in Form von Hyper- oder Hypoarousal (z.B. auch in Form von Flashbacks oder Dissoziation), Ohnmacht, Hilflosigkeit und Scham.

Der Counter­vortex

Für viele Transpersonen mit systemischen Trauma mag Kim Petras wie ein Countervortex wirken. Für viele schwule Jugendliche in den 90ern war es Madonna. Beide Künstler*innen bieten eine Perspektive raus aus dem Traumavortex, indem sie vorleben, dass Geschlechts- und sexuelle Identitäten nicht sind, dass jemand verstecken muss. Ihre Texte bieten Identifikationspotential und schaffen so etwas wie Zugehörigkeit – auch zur Fanbase. Einige mögen sie inspirieren, ebenfalls Musik und/oder Kunst zu machen – was ebenfalls als Countervortex dienen kann. Dass auch der Countervortex eines Sog haben kann, zeigen z.B. Fans, die sich überschulden, um zu allen Konzerten fahren zu können.

Ein Beispiel für den Countervortex: Weil in der Schulzeit Dir jemand das Gefühl gegeben hat, nicht gut genug zu sein (Traumavortex), entwickelst Du eine Besessenheit, stets besser, kreativer oder attraktiver als alle anderen zu sein (Countervortex).

Somatic Experiencing – pen­deln zwischen Vortex und Counter­vortex

Die Traumatherapie Somatic Experiencing pendelt behutsam zwischen den Zuständen des Vortext und Traumavortex hin und her, damit angestaute Energie aus den Traumareaktionen (Fight, Flight und Freeze) sich entladen können – ohne das autonome Nervensystem zu überlasten oder dem Sog eines der Strudel zu verfallen. Das autonome Nervensystem lernt wieder sich selbst regulieren, die Grenz werden wieder hergestellt und die Resilienz gesteigert – so dass es weiter gehen kann im Fluss des Lebens.

a woman in a garment standing on a rocky beach with her arms raised

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